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Pflegefamilien und Klient*innen der Sofa Stiftung erzählen

Interview mit einer Pflegefamilie

Raphaela, die Pflegemutter, ist mit vielen Geschwistern aufgewachsen und wollte immer schon viele Kinder um sich herumhaben. Auch in ihrer Herkunftsfamilie gab es bereits Pflegekinder, und ihr Mann Andy konnte sich ebenfalls sehr gut vorstellen, Pflegevater zu werden. Raphaela und Andy betonen, dass es ihnen damals nicht darum ging, Pflegekinder als Geschwister für Ronja aufzunehmen, sondern dass sie einfach ihren Platz und ihre Ressourcen für Kinder zur Verfügung stellen wollten. Raphaela ergänzt, dass sie daneben schon immer eine gewisse Affinität hatte für Herausforderungen.

Das Interview wurde im Juli 2023 geführt. Ein herzliches Dankeschön an die Pflegeeltern für ihr Engagement und ihre Offenheit.

Was war eure Motivation, Pflegefamilie zu werden?
Raphaela: Ursprünglich planten wir eine Weltreise zu machen, wenn die Kinder erwachsen sind. Diese Pläne wurden aber durch Ronja, unsere Nachzüglerin, durchkreuzt. Unsere Schlussfolgerung aufgrund dieser schönen Tatsache war, dass wir uns entschieden, unsere Energien für Kinder zu brauchen, die in ihrem Alltag keine optimalen Bedingungen haben. Raphaela, die Pflegemutter, ist mit vielen Geschwistern aufgewachsen und wollte immer schon viele Kinder um sich herumhaben. Auch in ihrer Herkunftsfamilie gab es bereits Pflegekinder, und ihr Mann Andy konnte sich ebenfalls sehr gut vorstellen, Pflegevater zu werden. Raphaela und Andy betonen, dass es ihnen damals nicht darum ging, Pflegekinder als Geschwister für Ronja aufzunehmen, sondern dass sie einfach ihren Platz und ihre Ressourcen für Kinder zur Verfügung stellen wollten. Raphaela ergänzt, dass sie daneben schon immer eine gewisse Affinität hatte für Herausforderungen.
Wie sieht euer Alltag aus?
Raphaela: Nicht jeder Tag ist besonders speziell, aber jeder ist wieder anders. Der Alltag erfordert viel Flexibilität – du kannst wohl einen Plan haben, der kann sich aber jederzeit wieder ändern. Das Programm ist nicht fix. Manchmal ist der Alltag auch sehr schwer und dann wissen wir nicht genau, wie der Tag noch enden wird, weil der Tagesablauf so durcheinander ist. Am besten fahren wir damit, dass wir die Situationen so nehmen, wie sie kommen, und die Zeiten wenn nötig anpassen. Wir haben gelernt, dass nicht alles im Voraus planbar ist.
Was hat sich verändert in eurem Alltag seit der Aufnahme von Pflegekindern?
Andy: Heute schätze ich das Miteinander als Kernfamilie sehr viel mehr als früher. Dies, weil die Momente, in denen wir als Kernfamilie zusammen sind, selten geworden sind, seit wir Pflegekinder aufnehmen. Aktuell freuen wir uns auf die Ferien zu dritt, dies haben wir schon sehr lange nicht mehr gemacht. Uns ist auch bewusst geworden, was für ein Glück wir haben, dass wir hier geboren sind und es sehr gut haben – das ist unbezahlbar. Auch haben wir gelernt, nicht mehr jedes kleine Problem gross zu machen, es gibt viel Schwierigeres im Leben anderer Kinder und Jugendliche*r. Wir stellen im Alltag fest, dass Dinge, die für andere fast unlösbar scheinen, für uns eher Kleinigkeiten geworden sind und nicht an die grosse Glocke gehängt werden müssen. Auch sind wir besser geworden im Aushalten von schwierigen, komplexen Situationen. Wir haben eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Weiter ist uns die Qualität, mit guten Freunden Zeit zu verbringen, wichtiger geworden.
Was ist bereichernd daran, eine Pflegefamilie zu sein?
Raphaela: Die Erfahrung mit den Kindern und die ganzen Situationen rund um die Pflegekinder sind für uns eine Bereicherung. Meist erleben wir den Tag als erfüllt, es gibt nicht immer gute, aber auch nicht nur schlechte Zeiten, unser Alltag ist ausgefüllt. Mittlerweile, nach all den Jahren als Pflegefamilie, haben wir auch die Ressourcen gefunden, den Tag jeweils gemeinsam als Paar zu besprechen, und die Situationen, das, was tagsüber passiert ist, zusammen anzuschauen. So können wir den Tag gut abschliessen und auch gemeinsam Lösungsansätze für schwierige Momente suchen. Es ist auch toll, wenn wir sehen, wie ein Pflegekind von unserem Umfeld profitieren kann und sich weiterentwickelt.
Was ist schwierig, was sind Stolpersteine in der Arbeit als Pflegefamilie?
Andy: Wir empfinden nicht ausreichende Informationen bezüglich der Kinder/Jugendlichen von Seiten der Ämter oder Beistandspersonen als Stolpersteine. Wir erleben, dass Ämter abblocken und nicht alles offenlegen, dies kann im Alltag schwierig werden. Wäre dies anders, könnte Unvorhersehbares besser kanalisiert und abgefangen werden. Schwierig wird es für uns auch dann, wenn es mit dem eigenen Kind nicht passt oder wenn das eigene Kind nicht mehr mag. Hier ist von uns Feinfühligkeit gefragt, um abzuschätzen: Wie viel ist noch tragbar für das eigene Kind? In dieser Situation wollen wir nicht egoistisch unser Ding durchziehen, sondern immer gut auf das eigene Kind achten.
Raphaela: Die Arbeit mit der Herkunftsfamilie der Pflegekinder ist für uns oft auch eine Herausforderung und kann zu Stolpersteinen führen. Die Kinder sind oft stark durch die Herkunftsfamilie beeinflusst. Weiter ist es für uns schwierig, wenn wir bei einer Rückplatzierung des Kindes in die Herkunftsfamilie kein gutes Gefühl haben und es nicht mit einem guten Gewissen gehen lassen können.
Wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit der Sofa Stiftung und den Behörden?
Raphaela: Die Zusammenarbeit mit Sofa ist super, es gibt aus unserer Sicht nichts Besseres, als eine starke Organisation im Hintergrund zu haben, die einen unterstützt, das empfinden wir als ein gutes Modell.
Andy: Aus unserer Sicht ist es problematisch, dass Behördenmitglieder meist nicht spezialisiert sind auf dem Gebiet des Pflegekinderwesens. Wenn dem so wäre, könnte dies auch die Situation der Pflegekinder verbessern. Wir finden zudem, dass es gut ist, wenn alles kontrolliert wird – auch wenn die Behörde bereits zum dritten Mal im Garten steht und nochmals wissen möchte, wie alles läuft, müssen wir das akzeptieren, weil es wichtig ist, dass alles geprüft wird. Die Aufsichtsbehörde, die bei uns jeweils Besuche macht, empfinden wir als angenehm und wohlwollend.
Raphaela: Irgendwie wird man zu einer öffentlichen Person bzw. zu einer öffentlichen Familie. Wir erleben teilweise auch die Schulbehörde als schwierig, die uns auch schon mit seltsamen Aussagen begegnet ist, weil Pflegekinder offenbar von Anfang an als problematisch angesehen werden. Was uns wichtig scheint in der Zusammenarbeit mit den Behörden ist weiter, dass so wenig Gespräche – beispielsweise Standortgespräche – wie möglich in den eigenen vier Wänden stattfinden. Auch problematische Situationen sollen nicht in Anwesenheit des Kindes besprochen werden. Dies zum Schutz des Kindes und um die eigenen vier Wände als sicheren Ort für das Pflegekind zu bewahren. Etwas anders empfinden wir es, wenn es um Jugendliche geht: Da ist es oft hilfreich, wenn Gespräche in Anwesenheit des oder der Jugendlichen und der Bezugsperson geführt werden.
Welche Voraussetzungen braucht es aus eurer Sicht, um Pflegefamilie zu sein oder zu werden?
Andy: Aus unserer Sicht braucht es Offenheit und Belastbarkeit, ein «0815-Denken» hat keinen Platz. Wir sehen es so, dass jedes Kind genommen werden muss, wie es eben ist, und mit dem, was es mitbringt. Hilfreich ist es, wenn keine eigenen grossen Baustellen vorhanden sind, wenn man Pflegekinder aufnimmt. Es ist wichtig, dass man mit sich selbst im Reinen ist und Dinge, die schwer zu ertragen sind, handhaben kann.
Raphaela: Wir treffen schwierige Situationen immer wieder an, ob wir das möchten oder nicht. Mit beiden Beinen im Leben zu stehen, für alles offen zu sein, das ist für uns eine weitere Voraussetzung, wenn man Pflegefamilie werden will. Man muss sich bewusst sein, dass es eine Umstellung im Leben ist, meist ergibt sich eine 7-Tage-Woche mit den Pflegekindern, die Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung brauchen.

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Sofa-Pflegekinder erzählen

Es ist uns bewusst, dass sich deine Situation nicht mit der Situation von anderen vergleichen lässt. Das ist auch gar nicht unsere Absicht. Dennoch ist es für dich sicherlich interessant zu lesen, wie andere Kinder und Jugendliche die Zusammenarbeit mit uns erlebt haben.

Die Texte sind aus Datenschutzgründen anonymisiert. Inhaltlich geben sie jedoch das Feedback wieder, welches wir von unseren Klient*innen im Bereich Platzierungen und teilbetreuten/begleiteten Wohnen erhalten haben.

Viel Spass beim Lesen!

27.08.2025 / Ivan, JG 2008
Ich finde die Besuche von der Bezugsperson super, weil es eine gute Abwechslung ist. Wir besprechen aktuelle Themen in der Pflegefamilie und ich kann meine Ansicht mitteilen und mich einbringen. Ab und zu habe wir etwas Sportliches unternommen, wobei ich viel schneller Fahrradfahren kann als Bezugsperson. Ich weiss, dass ich mich bei der Bezugsperson melden kann wenn ich etwas besprechen möchte.
29.08.2025 / Navar, JG 2005
Liebes SOFA-Team,
ich möchte mich von ganzem Herzen bei Ihnen bedanken. Seit 2022 stehen Sie mir bei allen Schwierigkeiten zur Seite und unterstützen mich in allem. Sie haben mir geholfen, mich hier zu integrieren, und Möglichkeiten für mich geschaffen, damit ich bei Pflegefamilien leben konnte.
Ich bin sehr, sehr dankbar für alles, was Sie für mich getan haben.
Besonders möchte ich meiner Bezugsperson von Sofa danken. Er hat mir immer von Herzen geholfen, mich unterstützt und ist noch immer für mich da. Durch seine Geduld, Freundlichkeit und Hilfe konnte ich vieles schaffen, was ohne ihn sehr schwer gewesen wäre.
Es bedeutet mir sehr viel, dass es SOFA und Menschen wie Sie gibt. Vielen, vielen Dank für Ihre Unterstützung!
09.09.2025 / Emma, JG 2010
Ich erlebe die Zusammenarbeit mit der Sofa Bezugsperson als extrem hilfreich. Für mich persön-lich aber auch für die Pflegefamilie, weil ich finde die Kommunikation wird so vereinfacht und wir erhalten Tipps für unser Zusammenleben. Für mich persönlich bedeutet die Arbeit mit Sofa weniger Stress und ich werde selbstsicherer. Es ist gut eine Sofa Bezugsperson zu haben. Das Zusammenleben in einer Pflegefamilie ist manchmal vielleicht auch komplizierter zum Beispiel, weil man sich immer wieder neu kennenlernen muss und gegenseitig Verständnis füreinander aufbringen sollte. Persönlich finde ich die Bezugspersonen Arbeit von Sofa mega schön und wichtig natürlich kann es manchmal auch etwas nervig sein.
19.09.2025 / Luca, JG 2012
Ich bin sehr gerne in meiner Pflegefamilie. Ich fühle mich sehr wohl. Warum ich mich hier zuhause fühle? Einfach allgemein, es ist allgemein mein zuhause.
Ich habe viele Tiere, einen Hasen, Meerschweinchen, Hühner, einen Truthahn, aber auch einen Hund als Haustier. Wenn ich sehe, dass der Hase kein Futter hat, geb ich ihm Heu. Ich mag unsere Tiere.
Ich mache auch oft etwas mit meinen Pflegegeschwistern. Ab und zu gehe ich mit meiner Pflegemutter und dem Hund spazieren. Ich fahre sehr gerne E-Bike, ich benutze es jeden Tag für den Schulweg.
Meistens bin ich in meinem Zimmer und spiele Lego, höre Musik oder spiele mit meinen Pflege-geschwistern.

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Unsere Sofa-Pflegefamilien

Die Sofa Stiftung verfügt über ein stets wachsendes Netzwerk an engagierten Pflegefamilien. Sie alle durchlaufen ein standardisiertes internes Eignungsverfahren. Als Grundlage des Abklärungsverfahrens gilt die «» (PAVO, Art. 5).

Der Sofa Stiftung ist es wichtig, dass ein bunter Strauss an Pflegefamilien für unsere Pflegekinder zur Verfügung steht. In unserem Pflegefamilien-Pool gibt es Pflegeeltern, die über eine sozialpädagogische Ausbildung verfügen, ebenso gibt es Pflegefamilien, die die Ausbildung als qualifizierte Pflegeeltern absolviert haben, oder es gibt Pflegefamilien, die keine explizite Ausbildung haben, jedoch Kindern eine gute Basis für ihre Entwicklung bieten können. Wir entscheiden uns je nach den individuellen Bedürfnissen und Entwicklungsaufgaben der Kinder und Jugendlichen über eine Platzierung in einer Fachpflegefamilie oder in einer begleiteten Pflegefamilie.

Nicht alle Sofa-Pflegefamilien möchten hier mit Text und Bild veröffentlicht werden. Selbstverständlich respektieren wir diese Entscheidung.